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Infektionskontrolle in Zahnarztpraxen: Übersicht

Infektionskontrolle schützt Patienten und Praxisteams vor gefährlichen Krankheitserregern. Zahnarztpraxen sind besonders anfällig für Infektionen durch Aerosole, Blut oder Körperflüssigkeiten. Hepatitis-B-Viren können z. B. bis zu einer Woche infektiös bleiben. Zahnärzte haben ein 10-fach höheres Risiko, an Hepatitis B zu erkranken.

Die wichtigsten Fakten:

  • Hygienemängel: 26 % der Zahnärzte nutzen keine ausreichende Schutzausrüstung.
  • Hände desinfizieren: 30 Sekunden mit 3 ml Desinfektionsmittel.
  • Instrumentensterilisation: Autoklavierung bei 134°C für kritische Instrumente.
  • Wasserhygiene: Legionellen max. 1 KBE/ml, regelmäßige Kontrolle erforderlich.

Risiken durch schlechte Hygiene:

Krankheit Übertragungsrate Folgen
HIV 0,3 % Lebenslange Folgen
Hepatitis B bis zu 30 % Höchstes Übertragungsrisiko
Hepatitis C 1,8 % Hohe Behandlungskosten

Maßnahmen für sichere Praxen:

  • Persönliche Schutzausrüstung: FFP2-Masken, Handschuhe, Schutzkleidung.
  • Oberflächendesinfektion: Nach jedem Patienten.
  • Wasserqualität: Spülen der Leitungen, Biofilmkontrolle.
  • Schulungen: Regelmäßig für das gesamte Team.

Schnellvergleich der Hygieneanforderungen:

Bereich Maßnahme Häufigkeit
Händehygiene Desinfektion Vor/Nach jedem Kontakt
Instrumentenpflege Autoklavierung Nach jeder Nutzung
Wasserleitungen Spülen & Desinfektion Täglich
Schulungen Teamfortbildungen Jährlich

Fazit: Strenge Hygienevorschriften und regelmäßige Kontrollen schützen Patienten und Mitarbeiter effektiv vor Infektionsrisiken.

Hygiene in der Zahnarztpraxis – Instrumentenaufbereitung

Grundlegende Hygieneanforderungen

Hygienemaßnahmen sind entscheidend für den sicheren Betrieb einer Praxis. Fachgesellschaften betonen insbesondere die Kontrolle von Aerosolen sowie den korrekten und regelmäßigen Austausch der persönlichen Schutzausrüstung.

Verwendung von Schutzausrüstung

Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist bei jedem Patientenkontakt unverzichtbar. Die folgende Tabelle zeigt empfohlene Ausrüstungsgegenstände, ihren Einsatzbereich und die Wechselfrequenz:

Schutzausrüstung Anwendungsbereich Wechselfrequenz
FFP2/FFP3-Masken Aerosol-produzierende Behandlungen Nach jeder Behandlung
Schutzhandschuhe Alle Patientenkontakte Nach jedem Patienten
Schutzbrille Alle Behandlungen Tägliche Desinfektion
Gesichtsschutz Chirurgische Eingriffe Bei Kontamination
Schutzkleidung Gesamter Praxisbereich Täglich/bei Verschmutzung

Zusätzlich zur PSA ist eine gründliche Händedesinfektion unerlässlich.

Händereinigungsschritte

  1. Vorbereitung
    Vor der Desinfektion müssen Schmuck und Uhren abgelegt werden. Die Hände dürfen keine sichtbaren Verschmutzungen aufweisen.
  2. Durchführung
    Mindestens 3 ml Händedesinfektionsmittel werden 30 Sekunden lang in die trockenen Hände einmassiert. Dabei sollte besonders auf Fingerkuppen, Daumen und Fingerzwischenräume geachtet werden. Die Hände müssen vollständig trocknen, bevor Handschuhe angezogen werden.

Auch die Reinigung von Oberflächen spielt eine zentrale Rolle, um das Risiko einer Übertragung zu minimieren.

Oberflächenreinigungsmethoden

Die Desinfektion von Behandlungsflächen ist besonders wichtig, da beispielsweise Hepatitis-B- und C-Viren in getrocknetem Blut auf Oberflächen mehrere Tage bis zu einer Woche überleben können.

Empfohlene Maßnahmen für Behandlungsbereiche:

  • Desinfektion aller Kontaktflächen zwischen Patienten.
  • Einsatz von Oberflächenbarrieren an schwer zugänglichen Stellen.
  • Tägliche Zubereitung frischer Reinigungs- und Desinfektionslösungen.

Für die Lufthygiene sind folgende Schritte sinnvoll:

  • Lüften zwischen Behandlungen.
  • Absaugung von Spraynebel (bis zu 300 Liter pro Minute).
  • Verwendung von Luftreinigungssystemen mit geeigneten Filtern.

"Generell können Aerosole durch regelmäßiges Lüften bzw. bei raumlufttechnischen Anlagen durch einen Austausch der Raumluft unter Zufuhr von Frischluft (oder durch eine entsprechende Filtrierung) in Innenräumen abgereichert werden." – Robert Koch Institut

Medizinische Instrumentensterilisation

Die Sterilisation zahnmedizinischer Instrumente spielt eine zentrale Rolle für die Patientensicherheit und erfordert strenge Einhaltung von Protokollen. Neben allgemeinen Hygienevorgaben ist die richtige Sterilisation ein unverzichtbarer Bestandteil des Infektionsschutzes.

Risikokategorien der Instrumente

Instrumente werden je nach ihrem Infektionsrisiko in Kategorien eingeteilt:

Kategorie Beschreibung Beispiele Erforderliche Aufbereitung
Kritisch Durchdringen von Schleimhaut/Gewebe Chirurgische Instrumente, Skalpelle Sterilisation im Autoklaven bei 134°C
Semikritisch Kontakt mit Schleimhaut Mundspiegel, Abdrucklöffel Thermische Sterilisation
Unkritisch Nur Hautkontakt Röntgengeräte, Blutdruckmanschetten Desinfektion

Schritte der Sterilisation

  1. Vorreinigung
    Nach dem Gebrauch werden die Instrumente sofort in eine enzymatische Reinigungslösung eingelegt, um grobe Verunreinigungen zu entfernen.
  2. Hauptreinigung
    Die Instrumente werden gründlich manuell mit antibakterieller Seife gereinigt und anschließend mit einem geeigneten Desinfektionsmittel behandelt.
  3. Verpackung
    Nach der Reinigung werden die Instrumente in spezielle Sterilisationsbeutel verpackt und sorgfältig versiegelt, um die Sterilität zu gewährleisten.
  4. Sterilisation
    Mittels Autoklavierung bei 134°C unter Dampfdruck werden alle Keime zuverlässig abgetötet. Dieses Verfahren gilt als besonders effektiv.

Sobald die Sterilisation abgeschlossen ist, erfolgt die Protokollierung aller relevanten Daten.

Dokumentation und Kontrolle

Eine lückenlose Dokumentation ist gesetzlich vorgeschrieben, um die Wirksamkeit der Sterilisation sicherzustellen. Dazu gehören:

  • Tägliche Aufzeichnungen von Zykluszeit, Temperatur und Druck.
  • Wöchentliche Sporentests, um die Sterilisationsleistung zu überprüfen.
  • Chemische Indikatoren bei jeder Charge, um den Erfolg jedes Zyklus zu bestätigen.
  • Dokumentation von Störungen und regelmäßigen Wartungen.

Falls ein Sporentest positiv ausfällt, muss der Sterilisator sofort außer Betrieb genommen und der gesamte Prozess überprüft werden. Alle seit dem letzten negativen Test sterilisierten Instrumente müssen erneut aufbereitet werden.

Die Überwachung und Dokumentation der Sterilisationsprozesse liegt in der Verantwortung einer/eines Hygienebeauftragten, um höchste Standards zu gewährleisten.

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Wassersicherheitsstandards

Die Wasserhygiene ist neben der Instrumentensterilisation ein zentraler Aspekt in Zahnarztpraxen. In Deutschland gelten hier die KRINKO-Richtlinien des RKI sowie die Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Laut DIN EN 1717 wird das Wasser in Dentaleinheiten der höchsten Risikokategorie zugeordnet.

Anforderungen an die Wasserqualität

Die Wasserqualität in Dentaleinheiten muss strengen Vorgaben entsprechen:

Parameter Grenzwert Prüfintervall
Gesamtkeimzahl bei 36°C max. 100 KBE/10 ml jährlich
Legionellen max. 1 KBE/ml jährlich

Verunreinigtes Wasser birgt erhebliche Risiken für Behandlungen. Iris Wälter-Bergob hebt hervor:
"Sauberes Wasser ist elementar für die Anwendung – innen wie außen. Mangelhafte Wasserhygiene stellt somit eines der größten Behandlungsrisiken dar."

Biofilmkontrolle

Ein großes Problem in den Wasserleitungen von Dentaleinheiten ist die Bildung von Biofilmen. Um dies zu verhindern, sind bestimmte Maßnahmen notwendig:

  • Tägliches Spülen der Leitungen für mindestens 20 Sekunden, insbesondere nach längeren Pausen.
  • Einsatz von Desinfektionsmitteln, die für Trinkwasser zugelassen sind.

Diese Schritte müssen regelmäßig überprüft werden, um eine langfristige Sicherheit sicherzustellen.

Wartung und Kontrolle

Die regelmäßige Wartung der Wasseraufbereitungssysteme ist unverzichtbar. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus 2018 halten über 90 % der Patienten Informationen zur Praxishygiene für wichtig.

Wichtige Kontrollpunkte umfassen:

  • Überprüfung der Wasserqualität am Eingangspunkt, z. B. am Eckventil.
  • Kontrolle der Schläuche und Versorgungsleitungen auf ihren Zustand.
  • Lückenlose Dokumentation aller Wartungsarbeiten und Prüfergebnisse.
  • Installation von Ventilen, die Rückflüsse verhindern.

"Wenn Sie Wasser desinfizieren wollen, ist die erste Regel, das Wasser zu reinigen." – Michael Wick, CEO Adept Water

Die Einhaltung dieser Vorgaben ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch entscheidend für den Schutz von Patienten und Praxisteams. Moderne Dentaleinheiten sollten mit Wasseraufbereitungssystemen ausgestattet sein, die den DVGW 540-Standards entsprechen.

Mitarbeiterschulung und Qualitätskontrolle

Sobald grundlegende Hygienemaßnahmen und Sterilisationsverfahren festgelegt sind, wird die kontinuierliche Schulung und Überwachung des Teams entscheidend. Regelmäßige Schulungen spielen eine zentrale Rolle beim Infektionsschutz. Nach den aktuellen Richtlinien der CDC müssen zahnmedizinische Fachkräfte regelmäßig geschult werden, um die Sicherheit von Patienten und Personal sicherzustellen.

Schulungsprogramm für das Team

Ein gut strukturiertes Schulungsprogramm sollte die wichtigsten Themenbereiche abdecken. Hier eine Übersicht:

Schulungsbereich Häufigkeit Inhalte
Basishygiene Jährlich Händehygiene, Nutzung von PSA
Instrumentenaufbereitung Halbjährlich Sterilisation, Desinfektionsmethoden
Wasserhygiene Jährlich Biofilmkontrolle, Probenentnahme

Seit September 2021 bietet das CDC ein interaktives Online-Training an, das mit 3 ADA CERP-Punkten zertifiziert ist. Dieses Programm hat sich als nützliches Werkzeug für die Grundlagenschulung etabliert.

Praxisspezifische Hygieneregeln

Neben allgemeinen Schulungen sollten Zahnarztpraxen eigene Hygieneregeln festlegen und klare Verantwortlichkeiten definieren. Jede Praxis benötigt einen Hygienebeauftragten, der für die Erstellung und Überwachung der Hygieneprotokolle zuständig ist. Dieser erstellt schriftliche Hygienepläne, aktualisiert sie regelmäßig, dient als Ansprechpartner und stellt sicher, dass die Protokolle eingehalten werden.

Qualitätskontrollen

Die Einhaltung der Hygienestandards wird durch verschiedene Kontrollmaßnahmen überprüft:

  1. Sterilisationsüberwachung
    Mechanische, chemische und biologische Indikatoren werden verwendet, um die Sterilisation zu überwachen. Alle Ergebnisse werden im Logbuch dokumentiert.
  2. Regelmäßige Überprüfungen
    Mithilfe eines standardisierten Bewertungssystems wird die Einhaltung der Hygienevorschriften kontrolliert. Die CDC stellt hierfür spezielle Checklisten bereit.
  3. Nachweise von Fortbildungen
    Alle Mitarbeiter müssen jährlich an Pflichtschulungen teilnehmen und dies dokumentieren. Bei der Einführung neuer Geräte oder Verfahren sind zusätzliche Schulungen erforderlich.

Erfahrungen zeigen, dass Hygienemängel das Risiko von Infektionen erhöhen. Eine systematische Schulung und Kontrolle ist daher entscheidend, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Fazit: Hohe Standards bewahren

Neue Werkzeuge und Methoden

Fortschrittliche Technologien verändern die Infektionskontrolle in Zahnarztpraxen. Ein Beispiel dafür ist die mizellare Wasserstoffperoxid-Formulierung (H₂O₂), die mit einer Konzentration von 10 % in nur 5 Minuten eine Bakterienreduktion von über 8 log₁₀ erreicht. Diese Methode ergänzt bestehende Desinfektionsverfahren und ermöglicht moderne Hygienekonzepte.

Eigenschaft Mizellares H₂O₂ Herkömmliche Desinfektionsmittel
Einwirkzeit 5 Minuten Über 15 Minuten
Rückstände Keine (Zerfall in Wasser und Sauerstoff) Möglich
Bakterienreduktion Über 8 log₁₀ Geringer
Konzentration 10 % Meist höher

Anpassung der Vorschriften

Neben neuen Technologien spielt die regelmäßige Aktualisierung von Vorschriften eine zentrale Rolle. Auf Basis bestehender Hygienestandards hilft die kontinuierliche Überarbeitung von Richtlinien, die Infektionskontrolle langfristig zu sichern. Der Deutsche Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) bietet hierzu hilfreiche Ressourcen.

"Die Grundsätze der Infektionsprävention und -kontrolle bleiben unverändert bestehen. Neue Technologien, Materialien, Ausstattungen und aktuelle Daten zeigen aber, wie wichtig eine kontinuierliche Bewertung der aktuellen Praktiken zur Infektionskontrolle und eine kontinuierliche Weiterbildung des zahnärztlichen Personals sind."

Besonders relevant ist die regelmäßige Überprüfung der RKI-Empfehlungen sowie die enge Zusammenarbeit mit Dentallaboren, um eine validierte Hygienekette sicherzustellen. Ebenso sollten Praxen ihre Raumbelüftung optimieren und für ausreichende Luftaustauschraten sorgen. Hygieneexperten helfen dabei, gesetzliche Vorgaben einzuhalten und neue Entwicklungen wie die EU-MDR umzusetzen.

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Sergey Walter

Meine langjährige Erfahrung im Bereich Wachstum und Rentabilität in Healthcare ist mein Kapital. Durch meine unternehmerische Tätigkeit habe ich ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen, mit denen Unternehmen aus der medizinischen Welt konfrontiert sind. Ich bin darauf spezialisiert, effektive Marketingstrategien im Bereich Medizin zu entwickeln und umzusetzen, die Ergebnisse liefern.
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